Donnerstag, 23. August 2012

Das therapeutische Arbeiten mit Zielen

In Gesprächen über meine therapeutische Arbeit mit der lösungsorientierten Kurztherapie stelle ich manchmal fest, dass meine Art, sofort mit Zielen zu arbeiten für manche Menschen ungewohnt ist. Es ist häufig eher so, dass wir daran gewöhnt sind, uns um unsere Problem zu kümmern. Wir fragen uns wo sie herkommen, wie sie entstanden sind, warum wir sie nicht loswerden, wer daran die Schuld trägt und es lassen sich noch eine Menge anderer Fragen mit diesem Thema stellen.

Nur: haben wir jemals Antworten auf unsere Fragen gefunden und wenn ja, haben wir dadurch Heilung erfahren?

In der 1. Generation, der Psychoanalyse war die Frage leitend:
Was ist die Ursache des Problems?

Die 2. Generation, um 1950, interessierte sich für die Frage:
Was hält das Problem aufrecht?

Und die 3. Generation, die in den letzten Jahrzehnten entstanden ist orientieren sich an:
Wie konstruieren wir Lösungen?

Ich arbeite mit Zielen und professionelle Unterstützung besteht darin, sich diese Zielformulierungen genauer anzusehen. Im Ziel steckt so etwas wie eine Lösungsstrategie.

Die übliche Ausgangssituation in der Therapie ist, dass jemand Probleme hat und deshalb therapeutische Hilfe sucht. Er wird über seine Probleme sprechen. Der Therapeut möchte den Klienten unterstützen, seine Probleme zu lösen und fängt an sich mit diesen Problemen zu befassen. Er versucht  die Ursachen der Probleme herauszufinden und daraus Lösungsansätze abzuleiten.

Das kann dann so aussehen:
Der Klient ist in einen Strudel von Problemen geraten. Manche dieser Probleme sind tatsächliche Schwierigkeiten, wie Streit in seiner Beziehung, Arbeitslosigkeit oder Krankheit. Andere Probleme entstehen in seinem Kopf und Bauch durch die Art, wie er seine Situation erlebt und über sie und sich selbst denkt.
Wenn ich nun als Therapeut mit ihm in diesen Strudel hineingehe, ist nicht sicher, ob die Situation des Klienten besser oder schlimmer wird. Denn vielleicht entdecke ich noch weitere und tiefer gehende Probleme. Und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ich als Therapeut selbst mit in den Strudel der Probleme hineingezogen werde. In meiner Arbeit mit der Lösungsorientierten Therapie gehe ich anders vor. Meine Arbeit hat nicht die Absicht, die Probleme des Klienten zu lösen, denn die sind ja schon passiert. Meine Arbeit sorgt dafür, dass der Klient in die Lage kommt, im Hier und Jetzt und auch in  der Zukunft Lösungen zu kreieren, statt sich immer wieder neue Probleme zu schaffen.

Durch das lösungsorientierte Arbeiten findet in der problematischen Lebenssituation des Klienten eine Neuorientierung statt. Es ist so als ob ein Schiff, das bisher von Wind und Wellen herumgeworfen wurde, Kurs nimmt und aus dem Unwettergebiet steuert.

Die Philosophie der Lösungsorientierten Kurztherapie ist:
Wir lösen keine Probleme, wie konstruieren Lösungen!

Und wir können, wenn wir mit dieser Methode arbeiten auch in schwierigen und komplexen Situationen Lösungen auf den Weg bringen, die zufriedenstellend sind und sich über lange Zeiträume bewähren.
Dieses Verständnis von Psychotherapie ist hierzulande für die Mehrzahl der Therapeuten, Klienten und Wissenschaftler immer noch neu.
Ich denke, es ist wichtig sich klarzumachen, dass es genau genommen gar nicht möglich ist, Probleme zu lösen!
Warum? Das, was wir heute als Problem erleben, haben wir uns in einer vergangenen Zeit geschaffen.
Es ist also das Ergebnis, das Produkt früheren (meist inneren) Verhaltens. Größe und Stabilität eines Problems entstehen dadurch, das man sich mit unbewusster Konsequenz nach alten problemerzeugenden Rezepten verhält. Um ein Problem wirklich zu lösen, müssten wir in die Vergangenheit zurückgehen können um dort anders zu denken und handeln. Das ist nicht möglich.
Aber wir können JETZT die Rezepte unseres Verhaltens ändern. Und wenn wir gut beraten sind, dann sollten wir darauf unsere Energie konzentrieren!

Wir können HEUTE lernen, uns im HIER und JETZT innerlich und äußerlich so zu verhalten, dass künftig Lösungen statt Probleme entstehen. 

Das ist keine Frage unterschiedlicher Auffassungen über Therapie. So funktioniert gelingendes Leben und so funktioniert  Therapie. Entweder wir schaffen uns Lösungen oder Probleme.
Menschen, die gut mit sich und ihrem Leben klarkommen, hatten meist das Glück, schon in ihrer Kindheit Verarbeitungs- und Verhaltensmuster gelernt und erprobt zu haben, die erwünschte Ergebnisse erzielen. Weniger Privilegierte können das heute nachholen.

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