Sonntag, 5. August 2012

Dämonen füttern

Ich komme grade aus dem Tibethaus in Frankfurt.
Das Tibethaus ist ein tibetisches Kulturinstitut, das regional, überregional und international tätig ist. Es ist das einzige seiner Art in Deutschland und steht in der Tradition der Tibethäuser in New Delhi und New York.
Dort werden Veranstaltungen in 5 Bereichen angeboten:
Buddhismus, Persönlichkeit und Gesellschaft, Kunst und Kultur, Heilkunde, Wissenschaft.

An diesem Wochenende, Freitag bis Sonntag, durfte ich Teilnehmer des Seminars: "Der fünf Schritte Prozess zum Nähren der eigenen Dämonen" sein, unter der Leitung von Minka Hauschild.



In diesem Seminar wurde uns eine alte Übungstradition aus dem tibetischen Buddhismus vermittelt, die von Tsültrim Allione in eine leicht zugängliche, moderne Form gebracht wurde, ohne sie dabei in ihrem Wesen zu verfälschen oder in ihrer Kraft zu beeinträchtigen.
Minka Hauschild wurde von Tsültrim Allione autorisiert, diese Methode zu lehren. 

An dieser Stelle möchte ich Dir, Minka, noch einmal von ganzem Herzen danken, für Deine klare und liebevolle Art, mit der Du uns beim "Füttern der Dämonen" in diesen drei Tagen begleitet hast und die sich direkt in unseren Herzen entfaltet hat. Ich weiss, das Dich mein Dank auf die eine oder andere Weise erreichen wird:))

Was wir in diesem Zusammenhang mit Dämonen meinen sind Verhaltensweisen, die wir alle von uns selbst kennen. Es sind die Dämonen der Wut, des Selbsthasses, der Verletztheit, der Sehnsucht oder des Verlustes.
Aber auch der Zwangsvorstellungen, der Ängste, chronische Krankheiten, Depressionen, Sorgen und Suchtverhalten.

Nach westlicher Vorstellung ist es sicherlich absurd, diese Dämonen auch noch zu füttern, statt das zu bekämpfen, was uns bedrängt. Dennoch habe ich selbst die Erfahrung machen dürfen, welch effektiver Weg das füttern der Dämonen ist.

Diese Praxis wurde zum ersten Mal von der buddhistischen Lehrerin Machig Labdrön (1055–1145) formuliert.
Diese spirituelle Übung nannte sie CHÖD, was "durchschneiden" bedeutet. Wir durchschneiden die alten Muster.
Es geht bei dieser Methode darum, sich mit dem anzufreunden, wovon wir uns am meisten abwenden oder was wir am meisten fürchten.
Es werden keine Kenntnisse des Buddhismus vorausgesetzt. Wir können lernen, das wir nicht mehr kämpfen müssen. Wir können damit aufhören, unsere Ressourcen zu schwächen und uns in der Situation entspannen.
Unsere Dämonen sind keine Gestalten aus dem Tibet des 11. Jahrhunderts. Sie sind das, was uns im Kopf herumgeht, die Probleme, die wir alle in unserem Leben haben und die uns blockieren und daran hindern, in Freiheit und Leichtigkeit zu leben.
Wer sich für Details dieser Methode interessiert, dem kann ich das Buch von Tsültrim Allione empfehlen. Dort ist die Praxis genau beschrieben. 
In jedem Fall waren diese drei intensiven Tage für mich der Anfang, mich ausführlich mit dieser hochwirksamen Praxis auseinander zu setzen, was für mich das praktische Üben mit dieser Methode bedeutet.

Eine für mich ganz wichtige Aussage aus diese Tagen ist für mich ganz bewusst im Herzen geblieben: "Die großen Dämonen werden immer größer, wenn wir sie nicht wirklich anschauen. Es ist sehr viel bedrückender, wenn wir nicht den Mut haben sie kennenzulernen."

Ich möchte Euch an dieser Stelle ermutigen, dem Dämon oder wie Ihr es immer nennen wollt, ins Auge zu schauen. Ich weiss aus eigener Erfahrung, das der Schrecken nachlässt, wenn wir den Mut aufbringen, mit Liebe und Respekt anzuerkennen, was sich uns oft in beängstigender Weise zeigt.

Angst kann uns ganz plötzlich aus dem Nichts überfallen und "zuschlagen". Die Fütterung der Angstdämonen ist aber sehr effektiv und indem wir ihnen eine Form geben, die ihren zugrunde liegenden Bedürfnissen identifizieren und diese Bedürfnisse befriedigen, können wir uns von hartnäckigen Phobien und Ängsten befreien.

Eine weitere für mich bedeutende Erkenntnis war, dass es bei der Praxis des Dämonen füttern durchaus Parallelen gibt zur klassischen systemischen therapeutischen Arbeit und ebenso auch zur Aufstellungsarbeit nach Hellinger.





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